Der Mensch macht im Jahr durchschnittlich etwa 1,5 Millionen Schritte und eine nicht weniger große Menge anderer Bewegungen. Das Kniegelenk trägt dabei das gesamte Körpergewicht und bei Belastungen wie etwa dem Joggen sogar ein Vielfaches davon. Auch die Hüfte muss einiges an Kräften aushalten. Mit zunehmendem Alter spürt der Mensch dann, dass die ersten Schritte am Morgen schwer fallen und irgendwann sogar zur Qual werden. Ab dann ist klar: Der Arthroseprozess ist voll im Gange, das Lebensalter fordert Tribut. Arthrose als Seniorenkrankheit zu bezeichnen, trägt der Realität jedoch nicht Rechnung. Auch jüngere Menschen erkranken an der Verschleißkrankheit oder ihrer kleinen Schwester als Vorstufe, der Arthritis. Arthrose ist mittlerweile die Volkskrankheit Nummer 3 in Deutschland geworden, jeder dritte über 50 leidet daran, fünf Millionen Menschen hierzulande haben dauerhaft Arthroseschmerzen!
Arthrose besonders in den großen Gelenken an Knie, Hüfte und Schulter muss nicht ausweglos sein, wie einige hundert interessierte Besucher beim Heidelberger Arthrosetag erfahren durften. Die Sportopaedie Heidelberg als international renommierte Klinik, der sich auch viele Spitzensportler anvertrauen, sowie das St. Josefskrankenhaus zeigten als Kooperationspartner auf, wie sich Arthrose zunächst konservativ behandeln lässt, und beschrieben zudem die Möglichkeiten und Chancen der Endoprothetik als letzter Chance auf Linderung der Schmerzen und der Bewegungseinschränkungen.
Der Krankheitsverlauf der Arthrose ist bei den meisten Menschen gleich. Es beginnt mit einem Zwicken hier, einem Zwacken da, wird zunächst ignoriert, um sich mit der Zeit dann doch sehr eindrucksvoll mit stechenden oder ?Dauerschmerzen auszuprägen. Und damit wird ein Teufelskreis in Gang gesetzt, den Dr. Markus Weber von der Sportopaedie bei seinem Vortrag über die Behandlung von Kniegelenksarthrose so beschrieb: „Je stärker der Schmerz wird und je häufiger er im Laufe der Jahre auftritt, desto mehr wird für den Patienten Bewegung zur Qual. Er legt Bewegungspausen ein, die den Schmerz jedoch noch verstärken können, denn der Bewegungsmangel führt dazu, dass das Gelenk nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird.“ Ohne ärztliche Hilfe komme der Schmerzgeplagte aus dieser Abwärtsspirale nicht mehr heraus, weiß der erfahrene Mediziner.
Dr. Weber erläuterte die vier Stadien der Arthrose, die damit verbundenen typischen Symptome und die konservativen Möglichkeiten der Behandlung. Erst wenn diese allesamt ausgereizt seien, gelenkerhaltende Maßnahmen nicht erfolgversprechend seien und der Leidensdruck beim Patienten überhand genommen habe, träfen Patient und Spezialist eine gemeinsame Entscheidung zu einer Operation, so Dr. Weber, der unter anderem die Heidelberger Basketballer betreut und gemeinsam mit seinen Partnern der Sportopaedie auch die Handballer der Rhein-Neckar-Löwen und den Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen. Ziele jedes operativen Eingriffs seien die Schmerzreduktion oder gar -freiheit, die Beseitigung von Fehlstellungen, die Verbesserung der Gelenkfunktion sowie die Steigerung der Mobilität. Dr. Weber: „Frühzeitige Mobilisation unter professioneller Anleitung sofort nach der Operation ist enorm wichtig, darauf legen wir ganz besonderen Wert.“ Sieben bis zwölf Tage etwa dauere ein stationärer Aufenthalt beispielsweise nach dem Einsetzen eines künstlichen Hüft- oder Kniegelenks, schon am ersten Tag nach der OP werde mit Mobilisation begonnen.
Dr. Markus Lüthgens, Chefarzt der Anästhesie im St. Josefskrankenhaus, legte in seinem Vortrag dar, mit welch schonenden Methoden die Narkose bei einer der unabwendbaren Operationen im Klinikverbund Sportopaedie/St. Josefskrankenhaus gemacht werde und wie wirkungsvolle Schmerztherapie nach der Operation aussehe. Er stellte die Methoden der Vollnarkose und der Spinalanästhesie vor und brach eine Lanze für eine ideale Vorbereitung einer Operation. „Damit meine ich nicht die klinischen Standards, denn die sind überall hoch, sondern den guten Austausch zwischen Arzt und Patient im Vorfeld, unter anderem beim Prämedikationsgespräch. Es ist für uns als Ärzteteam elementar, dass Patient und Arzt ein gutes Vertrauensverhältnis aufbauen. Das unterscheidet uns von manchen anderen Kliniken.“
Professor Dr. Desiderius Sabo von der Sportopaedie unterstrich die Bedeutung des vertrauensvollen Umgangs zwischen Patient und Arzt in seinem Referat über Hüftschäden und deren Behebung ebenfalls. Stimme das Verhältnis, steige die Erfolgswahrscheinlichkeit der Behandlung signifikant an. „Viele Patienten wissen nicht genau, was sie nach einer Operation erwartet. Was können sie beispielsweise mit einer künstlichen Hüfte noch tun und was nicht, das bewegt die Menschen. Und wir geben ihnen in intensiven Gesprächen die Antworten auf diese Fragen“, so Prof. Dr. Sabo, der nach der Veranstaltung gemeinsam mit Dr. Weber und den renommierten Sportopaedie-Ärzten Dr. Jürgen Huber und Dr. Lars Hübenthal viele Fragen der Anwesenden beantworten konnte.
Der Mediziner lieferte interessante Zahlen: So würden pro Jahr in Deutschland etwa 200.000 Hüftprothesen eingesetzt, die Zahl werde bis 2050 auf 250.000 steigen, wobei 70 % der Patienten der Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen angehörten. Hüftschäden seien sehr oft Langzeitschädigungen, die ihren Ursprung im Säuglingsalter vergangener Zeiten hätten. Hüftdysplasie und Hüftluxation als Ausgangsbasis für Hüftleiden Jahrzehnte später? Leider die traurige Wahrheit. Gründe für Hüftschäden seien auch Beckenfehlstellungen durch Beinlängendifferenz, Belastungen bei Extremsportarten, Unfälle und Rheuma. Falsche Ernährung, Übergewicht und ganz besonders der Konsum von Nikotin nannte der Professor als weitere Faktoren, die Hüftschäden mitverursachen können. Prof. Dr. Sabo ging in seinen Ausführungen auch auf die hohe Qualität moderner Endoprothesen ein. Diese bestünden aus Cobalt / Chrom- und Titanlegierungen, die eine ideale Voraussetzung für eine langlebige Prothese darstellen. Die eigentlichen Gleitpartner des künstlichen Gelenks indes seien nicht aus Metall, sondern aus hochvernetztem Polyethylen und High-tech-Keramiken. Prof. Dr. Sabo: „Unsere Philosophie ist, den Einsatz künstlicher Gelenke möglichst lange hinauszuzögern und alle konservativen Maßnahmen anzuwenden. Doch wenn sich der Patient dann in Absprache mit uns für die Endoprothetik entscheidet, dann ist klar, dass nur die hochwertigsten Materialien zum Einsatz kommen. Denn der Start in ein neues Leben soll unter einem guten Stern stehen.“