Dr. Stephan Maibaum im Interview mit der Sportärztezeitung in der Rubrik “Experten Talk”
Als Mannschaftsarzt der Rhein-Neckar-Löwen (Handball 1. Bundesliga) hat Dr. Maibaum überdurchschnittlich viele Erfahrungen in der Sportmedizin und gerade im speziellen Bereich der Sprunkgelenkverletzungen beim Handball gesammelt.
Sportärztezeitung: Laut VBG-Sportreport 2017 sind mit 13,8 % die Sprunggelenke die am häufigsten verletzte Region bei den Handballern der 1. und 2. Bundesliga. Welche Akutversorgung, Diagnostik, Therapie und insbesondere Prävention auch von Re-verletzungen findet bei Ihnen bei Sprunggelenkverletzungen der BL-Mannschaft statt?
In der Akutversorgung kommt die PECH-Regel zur Anwendung, insbesondere ist es wichtig, eine massive Schwellneigung zu verhindern, da diese erfahrungsgemäß der wesentliche Limitator in der ersten Phase der Verletzung darstellt. Bei Auswärtsspielen und im Training erfolgt dies durch die Physiotherapeuten, in aller Regel erfolgt die weitere Diagnostik durch die klinische Untersuchung und in überwiegender Fälle die MRT-Untersuchung. Bezüglich der Therapie steht die klinische Untersuchung in Zusammenschau mit dem MRT im Mittelpunkt. Als Erstversorgung erfolgt bis zur weiteren Abklärung ein Salbenverband, wenn es die Schwellung zulässt auch ein Tape-Verband. Die weitere Therapie wird dann individuell am Folgetag festgelegt, wir entscheiden von Woche zu Woche. Bei Re-Verletzungen des OSGs ist es davon abhängig, wann die primäre Verletzung zurückgelegen hat, hier bedarf es sicherlich einer längeren Re-Integration in das Mannschaftstraining, wenn die Verletzung sich innerhalb von drei Monaten erneut ergeben hat. Gefährdete Spieler, die hinsichtlich einer Sprunggelenksverletzung eine Verletzungshistorie haben, werden zu Beginn der Saison spezielle sensomotorische Übungen gezeigt, die sie dann individuell zu Beginn oder nach dem Training durchführen.
Sportärztezeitung: Wie individuell entscheiden Sie nach aktuellem Stand der Forschung bzw. aus medizinischer Sicht, welche neuen Tests und Maßnahmen Sie nutzen, um den richtigen Rückkehrzeitpunkt nach einer Sprunggelenkverletzung zu bestimmen?
Grundsätzlich entscheiden wir bei jeder Verletzung, so auch im Sprunggelenkbereich, individuell. Wie schon erwähnt, entscheiden wir von Woche zu Woche, d.h. wie entwickeln sich nach der Verletzung die Weichteile, die Gelenkfunktion und die Schmerzsymptomatik. Neue Tests, um den Rückkehrzeitpunkt zu erfassen, kommen bei uns weniger zur Anwendung. Die langjährige Erfahrung steht hier über neuen Tests, letztlich wird gemeinsam entschieden. Im Mittelpunkt stehen die schmerzfreie Belastung, die volle Funktionsfähigkeit des Sprunggelenks und eine schmerzfreie Adaption in das Mannschaftstraining. Dies wird durch einen der bei den Physios objektiviert und kontrolliert durch die ständige Anwesenheit im Training.