Golf = Gesundheitssport? – Dr. Stephan Maibaum klärt auf

Das Golfspielen erfreut sich einer großen Beliebtheit, hat jedoch auch mit Klischees zu kämpfen. Warum das so ist, für wen das Golfen infrage kommt und was es dabei aus sportorthopädischer Sicht zu beachten gilt, erklärt Ihnen Dr. Stephan Maibaum in unserem heutigen News-Beitrag.
Grundsätzliches zum Golf
Bei einer Golfrunde können 18 Löcher gespielt werden, wobei etwa 100 bis 200 Schwünge erfolgen – je nach Handicap des Spielers. Währenddessen wird eine Strecke von etwa 8-10 km zurückgelegt. Die Golftasche, in der die Ausrüstung des Spielers enthalten ist, wiegt etwa 10-15 kg.
Die Frage, ob es sich bei Golf um ein Spiel oder einen Sport handelt, scheidet die Geister. Die Antwort ist dabei abhängig vom Spielniveau und den Rahmenbedingungen. Wird die Golftasche bspw. getragen oder nutzt der Spieler einen Buggy? Wird die Golfrunde zu Fuß absolviert oder mit einem Kart?
Feststeht: Egal ob Sie es ruhig angehen oder Vollgas geben, das Golfen wirkt sich positiv auf Ihre Gesundheit aus.
Vorteile des Golfs
- Kognitive Schulung des Gehirns
- Förderung der Herzkreislauftätigkeit
- Positiver Einfluss auf das Immunsystem durch Bewegung an frischer Luft
- Mentale Entspannung durch Ambiente und Golfpartner
- Aufgrund der körperlichen Belastung und des Beanspruchungsprofils empfehlenswert zur Prävention diverser Verletzungen und Erkrankungen
- Auch für Patienten mit künstlichen Gelenken geeignet
Wichtig ist jedoch wie bei jeder Sportart, dass einige Dinge beachtet werden, um sich vor akuten Verletzungen sowie chronischen Über- und Fehlbelastungen zu schützen.
Die Grundlagen sollten Anfänger unbedingt von einem ausgebildeten und versierten Golflehrer erlernen. Außerdem müssen wir uns vor Augen halten, welche Bereiche des Bewegungsapparats für einen guten Golfschwung zusammenarbeiten müssen: Das Schulter-Arm-System, das Becken und der Rücken. Professionelle Golfer leiden häufig unter Beschwerden der Handgelenke und Schultern, während jüngere Spieler zu Schwierigkeiten mit der Rückenmuskulatur und Anfänger zu jedem erdenklichen Problem neigen.
Um möglichst viel Spaß am Golfen zu haben und von den genannten Vorteilen zu profitieren, ohne dass Beschwerden wie der Golfer-Ellenbogen drohen, möchten wir Ihnen deshalb einige Tipps an die Hand geben.
- Technik und Equipment: Ein zu festes Halten des Griffes oder ein zu dicker Griff kann bspw. zu Problemen am Ellenbogen führen. Anfänger sollten sich deshalb von einem erfahrenen Golflehrer schulen und anleiten lassen sowie Rat zur richtigen Ausrüstung einholen.
- Orthopädische Voruntersuchungen: Viele Golfeinsteiger sind über 40. Es kann sein, dass bereits degenerative Veränderungen der Bandscheiben und/oder Gelenke vorliegen, die jedoch noch nicht zum Vorschein gekommen sind und erst durch den Sport Beschwerden machen würden. In vielen Fällen können wir das Auftreten ebendieser verhindern, indem z. B. ein Patient mit X-Beinen Einlagen bekommt, bevor er mit dem Golfen beginnt. Ähnliches gilt für jugendliche Anfänger bis ca. 13 Jahre. Gerade im Alter von Wachstum und Reifung kann der Körper Fehlstellungen hervorragend kompensieren. Sind die Wachstumsfugen der Knochen erst einmal geschlossen, ist es meist zu spät.
- Arztbesuch bei anhaltenden Beschwerden: Übt der Körper eine ungewohnte Tätigkeit aus, können Begleiterscheinungen wie bspw. Muskelkater auftreten. Bessern sich solche Symptome jedoch im Laufe einer Woche nicht, sollte ein Arzt konsultiert werden.
Fazit
Golf stellt grundsätzlich eine Freizeitgestaltung dar, die sich bei korrekter Ausübung und mit dem richtigen Equipment positiv auf Ihre Gesundheit auswirkt und in der Intensität an Ihre individuelle Person anpassen lässt. Anfänger sollten die Grundlagen unbedingt durch einen professionellen Golflehrer erlernen. Bei Einsteigern unter 14 sowie über 40 Jahren ist ein orthopädischer Check vorab sinnvoll, um eventuelle Fehlstellungen bzw. bislang asymptomatische degenerative Erkrankungen festzustellen und zu behandeln.