Den Großteil der Schulterbeschwerden verursachen Überbelastungen oder Fehlhaltungen mit muskulärem Ungleichgewicht. Strukturelle Schädigungen an Knochen, Knorpeln, Sehnen und Bändern entstehen hingegen meist bei Unfällen oder durch Verschleiß oder Entzündungen.
Das Schultergelenk besteht aus mehreren Gelenken, die miteinander agieren. Jede Bewegung von Schultergürtel und Oberarm ergibt sich aus einem Zusammenspiel von Oberarmkopf, Gelenkpfanne, Schlüsselbein, dem beweglich gelagerten Schulterblatt und den Sehnen, Muskeln und Bändern.
Zusätzlich zur Anamnese, d. h. der fachlichen Patientenbefragung, und der klinischen Untersuchung verwenden unsere Radiologen die modernen Techniken der bildgebenden Diagnostik wie Röntgen, Ultraschall und Kernspintomographie (MRT). Bei speziellen Fällen kann auch eine Knochenszintigraphie (engl. „Bone Scan“) hilfreich sein und auch die Injektion von lokalen Probeinfiltrationen bringt unseren Orthopäden mitunter wichtige differentialdiagnostische Erkenntnisse.
Die meisten Beschwerden an der Schulter heilen unsere ausgezeichneten Orthopäden durch nicht-operative Methoden: Physiotherapie, gezieltes Muskeltraining und physikalische Anwendungen zeigen große Wirkung bei funktionellen Störungen – Krankengymnastik, Medikamente, lokale Injektionen, Elektrotherapie oder Laserbehandlungen helfen bei strukturellen Störungen. Operiert wird wenn dann nur bei sehr großen Veränderungen an Knochen oder Sehnen, Verletzungen oder chronischen Schmerzen.
Dies entscheidet sich im persönlichen Gespräch mit dem Patienten und je nach Schwere und Art der Schädigung, dem Lebensalter und den individuellen Anforderungen. Die Operation wird dann arthroskopisch mittels Gelenkspiegelung oder minimalinvasiv durch einen kleinen Hautschnitt durchgeführt. Das geschieht meist ambulant oder mit nur einer kurzen stationären Aufenthaltsdauer.
Die Rotatorenmanschette ist eine Sehnenklappe – quasi eine „muskuläre Manschette“, die das Schultergelenk umfasst und den Oberarmkopf im Schultergelenk stabilisiert. Sie ist ein Verbund aus vier verschiedenen Muskeln, mit der Aufgabe, für die Außen- und Innenrotation des Oberarmes zu sorgen.
Die Rotatorenmanschette ist insbesondere für Abspreiz- und Rotationsbewegungen des Oberarmes zuständig. Sie umschließt mit ihren Sehnen in der Tiefe den Oberarmkopf und befindet sich im Zusammenspiel mit der sichtbaren Muskulatur des Schultergürtels. Mit zunehmendem Alter unterliegt diese Sehnengruppe einem gewissen Verschleiß. Diese Schädigungen reichen von Auffaserungen über Teilrisse bis zu kompletten Rupturen (Rissen) einzelner oder mehrerer Sehnen. Im Rahmen schwerer Verletzungen kann es auch zu rein unfallbedingten Abrissen der Sehnen kommen.
Nicht selten kommt es durch ein Unfallereignis zu einem Einriss einer bereits vorgeschädigten Sehne. Die Behandlung richtet sich zunächst nach dem Sehnenschaden und dem Funktionsausfall. Eine Naht bzw. Wiederherstellung der Sehnen ist aber nicht in jedem Fall möglich: gerade bei älteren Patienten mit oft ausgedehnten Vorschädigungen kann eine funktionelle Behandlung durch Trainieren der übrigen Muskulatur eine zufriedenstellende und ausreichende Schulterfunktion für Alltagsbelastungen gewährleisten.
Dr. Michael Koch erklärt Ihnen in einem kurzen Experten-Interview was genau eine Rotatorenmanschette ist, wie diese aussieht und wie es zu einem Sehnenriss (Rotatorenmanschettenruptur) kommen kann:
In der Regel wird eine Sehnen-Naht oder Sehnen-Rekonstruktion angestrebt. Eine solche Operation kann arthroskopisch oder in der sog. Mini-Open-Technik (kleiner Hautschnitt) erfolgen. Je nach Ausmaß der Schädigung erfolgt der Eingriff ambulant oder kurzstationär. Die Sehne wir dabei entweder direkt genäht oder wieder an die Ansatzstelle am Knochen mit Hilfe von Fadenankern angeheftet.
Wann eine Behandlung, bzw. eine Operation sinnvoll ist, erklärt Ihnen Dr. Michael Koch in einem kurzen Video unserer Experten-Reihe des Themas „Sehnenriss – Rotatorenmanschettenruptur“:
Welche Operationsverfahren gibt es bei einem Sehnenriss bzw. bei einer Rotatorenmanschettenruptur? Mit der Zeit haben sich die Operationsverfahren zum Glück stark weiterentwickelt. Dr. Michael Koch erklärt Ihnen im Detail alle Behandlungsverfahren:
Wie die konservative Therapie bei einem Sehnenriss abläuft und welche Möglichkeiten einer Behandlung ohne Operation vorhanden sind, erklärt Dr. Michael Koch im folgenden Experten-Interview. Vorab ist es wichtig zu wissen, dass allein durch eine konservative Behandlung ein Sehnenriss nicht gänzlich abheilen kann. Durch entsprechende Medikamente oder Spritzen können die Schmerzen allerdings weitgehend gestillt werden.
Welche Therapie für welchen Patienten am besten geeignet ist, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Alter, Beschwerden oder Ausmaß des Risses spielt dabei eine große Rolle. Dr. Michael Koch greift mögliche Therapieempfehlungen im folgendem Video der Experten-Reihe zum „Sehnenriss – Rotatorenmanschettenruptur“ auf:
Eine Ruhigstellung nach der OP in einer Abspreizbandage ist meist für 4 bis 6 Wochen erforderlich, passive Bewegungsübungen beginnen aber schon in den ersten Tagen nach der Operation. Um ein Einheilen der Sehnen zu sichern, kann erst später mit aktivem Aufbautraining begonnen werden, sodass aktive körperliche Belastungen, Überkopfarbeiten oder Wurfsport erst nach 3 bis 4 Monaten durchgeführt werden können.
Über die verschiedenen Phasen der Nachbehandlung informiert Sie Dr. Michael Koch im Experten-Interview ausführlich:
Das sogenannte Engpasssyndrom der Schulter beschreibt eine Enge zwischen Oberarmkopf und Schulterdach. Schädigungen der Sehnen der Rotatorenmanschette und chronische Entzündungen eines Schleimbeutels sind häufig damit kombiniert. Die Patienten berichten über mitunter starke Schmerzen beim Anheben des Armes aber auch über quälende Ruheschmerzen, insbesondere nachts.
Bringt eine konservative Behandlung nicht den gewünschten Erfolg, kann ein arthroskopischer Eingriff erforderlich sein. Hierbei wird mit speziellen Instrumenten eine Erweiterung des Schulterdaches in Kombination mit der Entfernung des entzündeten Schleimbeutels durchgeführt. Diese Operation kann ambulant durchgeführt werden.
Eine Ruhigstellung des Armes im Schlingenverband ist nur für wenige Tage erforderlich. Eine frühzeitige Bewegungstherapie wird angestrebt. Schwere körperliche Arbeiten oder Überkopftätigkeiten sind jedoch für einige Wochen nicht möglich.
Die Kalkschulter beschreibt ein Krankheitsbild, bei dem es durch entzündliche Prozesse zu einer Kalkablagerung in einer der Sehnen der Rotatorenmanschette kommt. Der genaue Entstehungsmechanismus ist bisher nicht eindeutig geklärt. Gut sichtbar ist die Kalkablagerung im Röntgenbild. Das Beschwerdebild ist dem des Impingements ähnlich.
Durch Entleerung von Kalkpartikeln in den Schleimbeutel kommt es zu heftigsten Schmerzzuständen im Bereich der Schulter. Im Verlauf von Monaten kann es zu einer spontanen Heilung mit Auflösung des Kalkes kommen. Entzündungshemmende Spritzen bringen häufig eine vorübergehende Linderung.
Bleibt eine Auflösung der Kalkdepots aus und bringen physikalische Behandlungen wie z.B. die Stoßwellentherapie keine dauerhafte Besserung, ist die arthroskopische Operation mit Eröffnung der Kalkherde und Entfernung des Schleimbeutels ggf. mit Erweiterung des Schulterdaches eine zuverlässige Methode zur erfolgreichen Behandlung.
Operation und Nachbehandlung orientieren sich in der Regel an der Schulterdach-Erweiterungsoperation beim Impingement.
Angesichts ihrer Entstehung unterscheidet man bei der Schultersteife (adhäsive Kapsulitis) eine idiopathische und eine posttraumatische Form. Beiden ist eine stark schmerzhafte Bewegungseinschränkung gemein. Die idiopathische Schultersteife entsteht scheinbar ohne erkennbare Ursache beginnend mit starken Schmerzen auch in Ruhe, gefolgt von einer zunehmenden Einsteifung des Schultergelenkes. Die zweite Form folgt einer Gelenkverletzung und ist häufig schwieriger zu therapieren. In vielen Fällen wird diese Erkrankung nicht erkannt und als Impingment oder anderweitiger Schmerzzustand interpretiert; die genaue klinische Untersuchung ist hier entscheidend.
Die Aufklärung des Patienten über einen langen Heilungsverlauf, der sich über mehrere Monate erstrecken kann, ist sehr wichtig, insbesondere da es in der Regel zu einer spontanen Ausheilung kommt. Unterstützend können entzündungshemmende Medikamente, Cortisonkuren und Injektionen den Heilungsverlauf günstig beeinflussen. Bei abklingender Schmerzsymptomatik ist eine vorsichtige manuelle Therapie empfehlenswert.
Bleibt die Einsteifung des Gelenkes über lange Zeit unverändert, kann eine Gelenklösung in Narkose (Narkosemobilisation) in Verbindung mit einer Gelenkspiegelung erforderlich sein.
Eine intensive Nachbehandlung mit aktiver und passiver Bewegungstherapie ist unabdingbar notwendig. Die Verläufe sind individuell sehr unterschiedlich, sodass die Behandlungsdauer schwer abzuschätzen ist. Bzgl. körperlicher Arbeit, speziell Überkopfarbeiten ist mit Ausfallzeiten von 8 bis 12 Wochen nach einer Operation zu rechnen.
Bei der Instabilität der Schulter unterscheidet man die anlagebedingte und die erworbene Form. Bei der anlagebedingten oder angeborenen Form kann eine Instabilität (Laxizität) in eine oder mehrere Richtungen vorliegen. Dabei gibt es meist keinen nachweisbaren strukturellen Gelenkschaden. Die Behandlung erfolgt funktionell zur aktiven Stabilisierung durch die Muskulatur. Eine erworbene Instabilität kann z.B. durch einseitige Belastung oder Überlastung entstehen. Häufig beobachtet man das beim Wurfsport wie Handball oder Speerwurf, aber auch beim Tennis oder Volleyball.
Eine genaue Untersuchung und Diagnostik mit Kernspintomographie ist erforderlich. Nur bei Gewebsschädigungen oder ausgeprägten Befunden ist eine Operation in Erwägung zu ziehen. Zunächst sollte auch hier eine aktive Übungsbehandlung eingeleitet werden, insbesondere, um einseitiger Belastung entgegenzuwirken. Die häufigste Form der erworbenen Instabilität entsteht durch eine Verletzung mit Luxation (Auskugelung) des Oberarmkopfes. Diese oft dramatische Verletzung kann einmalig oder auch wiederholt auftreten. Dabei werden Kapsel, Bänder sowie typischerweise die Gelenklippe (Labrum) der Schulterpfanne oft erheblich geschädigt.
Gelegentlich kommt es bei dieser Verletzung auch zum Abscheren eines Knorpelfragmentes oder zu einer Impressionsfraktur des Oberarmkopfes selbst. In Abhängigkeit von den strukturellen Schäden und vom Lebensalter ist über ein konservatives oder operatives Vorgehen zu entscheiden.
Eine Operation kann in aller Regel im Rahmen einer Arthroskopie erfolgen und zwar mit Anheftung der Gelenklippe in einer speziellen Technik und gezielter Raffung der ausgeweiteten Gelenkkapsel.
Eine Ruhigstellung für 3 bis 4 Wochen und das Vermeiden von Abspreiz- und Außenrotationsbewegungen wird empfohlen. Nach entsprechender Aufbau- und Stabilisierungsphase ist die uneingeschränkte Belastbarkeit und Sportfähigkeit frühestens nach 12 Wochen wiederhergestellt.
Die primäre Arthrose des Schultergelenkes ist im Vergleich zu Verschleißschäden am Knie- oder Hüftgelenk selten. Häufig sind vorausgegangene Verletzungen oder Knochenbrüche die Ursache für die Arthrose. Die konservative Therapie mit Physiotherapie zum Erhalt der Schulterfunktion und bedarfsweise entzündungshemmende Medikamente ist der Standard.
Bei ausgeprägten Befunden mit erheblicher Einschränkung der Schulterfunktion ist eine Endoprothese (Gelenkersatz) in Form einer Oberflächenersatzprothese, einer Hemi- oder einer Totalendoprothese möglich. Weit mehr verbreitet ist die Arthrose im Schultereckgelenk zwischen äußerem Schlüsselbein und Schulterdach. Dies kann zu erheblichen Beschwerden mit Schmerzen bei nahezu allen Bewegungen führen.
Bringen konservative Behandlungen nicht den gewünschten Erfolg, ist ein ambulanter arthroskopischer Eingriff mit Teilentfernung des Gelenkes und Erweiterung des Schulterdaches eine bewährte Therapieoption.
Eine Ruhigstellung im Schlingenverband ist meist nur für 2 Wochen erforderlich, eine frühzeitige passive Bewegungstherapie mit Begrenzung der Abspreizbewegung ist jedoch möglich. Das Heben von Lasten oder Überkopfarbeiten sollten für mindestens 6 Wochen nicht durchgeführt werden.